Harmonie du Soire
Claude Debussy - Cinq poemes de Baudelaire
in Verbindung mit:
Juan Allende-Blin, Albert Roussel, Francis Poulenc, Eric Satie
Der Titel des gleichnamigen Gedichtes von Charles Baudelaire ist Programm des Abends.
Claude Debussy liebte diese Gedichte mit ihrem morbiden Charakter. Er las sie zum Trost während seines verhassten Rom-Aufenthaltes als Stipendiat in der Villa Medici, und nur wenige Jahre später (1888) vertonte er jene „Cinq Poèmes“, die im Mittelpunkt des Abends stehen. Fasziniert von Wagners Harmonik (Tristan und Isolde) versuchte er eine Übertragung jenes deklamatorischen Stils auf den französischen Sprachrhythmus und verband dabei auf das Genialste die Spannungen musikalischer Harmonik mit den Beziehungen von Klangfarben.
Diese neue Farbigkeit inspirierte viele französische Komponisten, wie Chausson, Duparc, Dukas u.v.a. Unter ihnen war auch der chilenische Komponist Pedro Humberto Allende Saron (1885-1959), der längere Zeit in Paris lebte und von Debussy, der nicht selten schroff urteilte, sehr geschätzt wurde. Sein Neffe und in jungen Jahren Schüler ist Juan Allende-Blin *1928, der mit zwei frühen Liedern aus dem Spanischen den Abend eröffnet. Seine differenzierten Klavierklänge in Verschmelzung mit Gesang sind das Ergebnis intensiver Berührung mit der Musik Schönbergs und Debussys. Mehr und mehr lebt im Klavier der Klang, der sich nach dem Anschlag der Saiten aufbaut, zeichnen die Vokale ihre eigene subtile Klangfarbenmelodie.
Mit Dorothee Mields, einer Sängerin, die in der Welt des Barock zu einer der gefragtesten Sopranistinnen avanciert ist, werden die Nuancen gerade dieser Musik ganz unaufdringlich aufgespannt. Es ist ihre Kunst, durch feinste intonatorische Manipulation, Farbigkeit zu erzeugen.
Am Klavier vollführt Lucius Rühl die „Harmonien des Abends“, welcher in der zweiten Hälfte mit Roussel, Poulenc und Satie eine lebhafte Wendung erfährt.
Dorothee Mields - Sopran
Lucius Rühl - Klavier
Rezension - Andreas Daams / NRZ 5.10.2017 zum Konzert Kleve 26.9.2017 Kleve.
…Da ging es um nichts anderes als ums Schweben: Eine Singstimme – der herrlich wandlungsfähige Sopran von Dorothee Mields – schwebt durch impressionistische Klavier-Klangwolken. Die weichen, nasalen Vokale der französischen Sprache schweben durch Sprachbilder. Die Hände des wunderbaren Pianisten Lucius Rühl schweben über die Tasten und erzeugen dabei jenen fast erotischen Sound, der das Klavierlied so intim macht. Und man selbst schwebt auch, wenn man die Augen schließt.
Äußerst selten zu hören
…Schon die fünf Baudelaire-Vertonungen von Debussy waren ja eigentlich ein Ereignis. Zumal mit diesen beiden Interpreten. Ausgesprochen feinnervig beleuchteten sie die wechselnden Stimmungen, zugleich arbeiteten sie dabei die große Linie heraus. Wenn man sich darauf einlässt, ist das großartig. Im Kontrast dazu die weitaus pointierteren Klavierlieder des Debussy-Zeitgenossen Albert Roussel. Der ist in Deutschland weitgehend unbekannt, was sehr schade ist. In den Liedern kommentiert das Klavier die Regungen der besungenen Protagonisten – also ein viel klassischerer Ansatz als bei Debussy.
Die Zugabe – „Je te veux“, eine Art Welthit zwischen Klassik und leichterer Muse – fasste das Programm noch einmal treffend zusammen. Es geht ums Gefühl, immer. Aber das so raffiniert, dass das Zuhören viel interessanter zu sein scheint als das Gefühl selbst. Das muss man erst mal schaffen.
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Juan Allende-Blin (*1928) Dos poemas para voz y piano
-Mi desamparo (Ángel Cruchaga)
-Jardin (Victor Castro)
Claude Debussy (1862-1918) Cinq Poèmes de Charles Baudelaire
-Le Balcon
-Harmonie du Soir
-Le Jet d'Eau
-Recueillement
-La Mort des Amants
-Pause-
Albert Roussel (1869-1937)
-Le Bachelier de Salamanque
-Des fleurs font une broderie
-Réponse d'une épouse sage
Francis Poulenc (1899-1963) Métamorphoses (Poémes de Louise de Vilmorin)
-Reine des mouettes
-C'est ainsi que tu es
-Paganini
Albert Roussel -Jazz dans la nuit
Claude Debussy -Prélude 1, XII (Minstrels)
Eric Satie (1866-1925) Ludions
-Aire du Rat
-La grenouille Américaine
-Air du Poète
-Chanson du Chat
-Chez le Docteur
-Je te veux