Vita
Lucius Rühl studierte zunächst Kirchenmusik in Essen (Folkwang) und legte so einen elementaren Grundbaustein für die Interpretation von der Gregorianik bis zur Gegenwart. Nach dem A-Examen ging er nach Detmold, studierte weiter Klavier und einige Semester im Fach Tonmeister.
Besonders in Godehard Joppich (Prof. für Gregorianik) fand er einen charismatischen Lehrer, der zutiefst einnehmend die Einheit von Musik und sprachlicher Deklamation in jenen Urgesängen des 9. und 10 Jhs. vermittelte. Als Mitbegründer des Ensemble Canticum (Ltg. Christoph Erkens) war er als Sänger von Gregorianik und früher Mehrstimmigkeit auf vielen Festivals für Alte Musik zu hören. Utrecht, Innsbruck, Arezzo, Mailand u.v.m. (CD-, Rundfunk- und Fernsehproduktionen zus. mit Sequentia, Musica fiata, Cantus Cölln, Lorenzo Ghielmi u.a.)
An den Tasten waren inspirierende Lehrer zunächst Heinz Kirch (Schüler von Straube und Martienssen) und Willem Winschuh, später Walter Berlemann, Iwona Salling, Sieglinde Ahrens und Gerd Zacher. Besonders Gerd Zacher verstand es, durch kluge, historisch basierte Analyse ein Werk für Sinn und Verstand aufzuschließen. Die Pianistin Kristi Becker (Detmold) bereicherte das Farbenspiel des Klavierklanges und dessen Möglichkeiten in zeitgenössischer Literatur.
Lucius Rühl arbeitet heute als freier Pianist, Cembalist und Dirigent. Er konzertierte als Cembalist mit dem Kölner Kammerorchester und Solisten wie Fank Peter Zimmermann, Isabelle Faust, Pepe Romero, Barbara Schlick, mit versch. Barock-Ensembles wie Caterva Musica und begleitet am Klavier viele Sängerinnen und Sänger. (u.a. Dorothee Mields, Andreas Post u.v.m.) In Verbindung mit Literatur konzipierte er Liederabende, in denen der Schauspieler Michael Schütz (Theater Frankfurt) als Sprecher agiert.
Mit Dorothee Mields gestaltet er Programme wie:
Hugo Wolf -Italienisches Liederbuch- (Toscana-Festival Crete Senesi), Joseph Haydn -Scots Songs and Ballads- mit Hammerklavier (Alter Sendesaal Bremen/Deutschlandradio Kultur), -Harmonie du Soir- (Debussy, Roussel, Satie, Allende-Blin) u.a.
Mit Anna Haase spielte er die Chopin-Lieder in der Gesamtaufnahme für Brilliant Classics ein, mit Mechthild Bach die Schumann-CD -Meine Liebe hat er mit sich genommen- (Verlag: auris subtilis)
Das Interesse für die Neue Musik führte zu dem erhellenden Kontakt mit Juan Allende-Blin *1928, dessen kompositorisches Werk in konsequent klangsinnlicher Auseinandersetzung mit Schönberg und Debussy entfaltet ist. In Zusammenarbeit mit ihm entstanden Produktionen wie „Ein imaginäres Cabaret“ (Kunststiftung NRW, Kultursekretariat NRW) oder Aufführungen von Werken des fast vergessenen Schönberg-Schülers Erich Itor Kahn.